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Entwicklung mit dem Enneagramm

Zweite erweiterte D-A-C-H-Tagung in Wiesbaden-Naurod

"Was empfinde ich aus meinem Enneagrammmuster heraus als meine Entwicklungsaufgabe?“ war die Frage, die wir, die 20 VertreterInnen der vier größten deutschsprachigen Enneagrammverbände, uns in Wiesbaden stellten.

Der Ökumenische Arbeitskreis Enneagramm (ÖAE) vermittelt das Enneagramm vornehmlich in der Erwachsenenbildung und in der Seelsorge. Das Enneagrammforum Schweiz (EFCH) strebt eine gesamtschweizerische Vernetzung und Weiterbildung mit dem Enneagramm an. Das Deutsche Enneagrammzentrum (DEZ) erforscht das Enneagramm und geeignete Vermittlungsformen überwiegend in Sozialarbeit, Pädagogik und Verwaltung.

Typisch für den EnneagrammlehrerInnenverein in der mündlichen Tradition (EMT) ist, dass die verschiedenen Enneagrammtypen ihre Erfahrungen im mündlichen Austausch (Panel) weitergeben.

Das D-A-CH-Treffen fand zum neunten Mal statt, aber erst zum zweiten Mal als offener Großgruppenprozess, unter der Leitung von Katrin Richter und Martin Schreiber vom DEZ, die Erfahrung mit dieser Gesprächsform haben. Arbeit im offenen Großgruppenprozess hat im DEZ für die Vermittlung der Enneagramm-Idee eine zentrale Bedeutung. Die Mitglieder beziehen sich dabei besonders auf die von Martin Buber entwickelte Dialogphilosophie, auf die sie sich für ihre Lehre des Enneagramms von Anfang an berufen haben.

Schnell stellte sich auch die Frage, ob Entwicklung nur mit Kenntnis des „richtigen“ Enneagramm-Musters möglich ist. Es wurde klar, dass die Antwort „Nein“ zwar nahe liegt, denn sonst würde Menschen, die das Enneagramm nicht kennen, jede Entwicklungschance abgesprochen. Aber Einigkeit bestand darin, dass die Kenntnis des eigenen Ennea-Musters eine besondere Möglichkeit ist, „Anfragen an sich selbst zu stellen und den Blick weg von der Verhaltensebene auf die tieferliegende Motivationsebene zu richten.“ Ein Teilnehmer meinte: „Ich kann mich nur entwickeln, wenn ich weiß, in was ich verwickelt bin.“

Katrin und Martin stellten die Frage in den Raum: „Was empfinde ich aus meinem Muster heraus als meine Entwicklungsaufgabe?“ Diese Frage wurde von den Menschen aus den einzelnen Mustern heraus tiefgehend, ehrlich und selbstkritisch beantwortet. Neben der Sichtbarwerdung der klaren Verschiedenheit der musterspezifischen Motivationen entstand eine gemeinsame spirituelle Erfahrung der GruppenteilnehmerInnen.

Leider waren keine Menschen der Muster SIEBEN und ACHT anwesend. Gerne hätten wir auch ihre Erfahrungen gehört.

Einigkeit bestand muster- und vereinsübergreifend darin, dass Entwicklung mit Innehalten zu tun hat. U. a. gilt es zu üben, den Moment zwischen Reiz und Reaktion zu erkennen, um eine bewusste Entscheidung treffen zu können. Eine Situation, die „von Willen und Gnade in einem“ (Buber) geprägt ist und dem liebevollen Blick auf uns selber und andere. Innezuhalten war im gemeinsamen Gespräch wichtig. Fragen und Gedanken eines Jeden von uns bestimmten den weiteren Verlauf des Gruppenprozesses.

„Ich fahre mit der Sicherheit nach Hause, dass das Enneagramm trägt und wir durch unsere offene, authentische Begegnung einen Dienst an der Idee geleistet haben.“, sagte eine Teilnehmerin in der Schlussrunde. Und: „Ich kann mich nicht alleine entwickeln, ich brauche dazu Andere. Auch als Vereine.“

In diesem Sinne empfanden wir das Treffen in Wiesbaden als inspirierend und bereichernd.

Wir stellten fest, dass die Art von Prozesssteuerung, die für viele von uns neu war, es möglich macht, dass eine Gruppe von Menschen gemeinsam nach Wegen der Beziehung und Kooperation sucht und ein „Schulenstreit“ nicht notwendig ist.

Deshalb freuen wir uns auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr. Außerdem verabredeten wir, uns wechselseitig zu einzelnen Veranstaltungen einzuladen.

Claudia Goldbach, EMT

Paul Glar, DEZ

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