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Was uns Martin Bubers Dialogphilosophie bedeutet

Wesentliches Element unseres Weiterbildungsweges ist die Dialogphilosophie Martin Bubers. Er hat in seinem grundlegenden Werk "Ich und Du" wie niemand vor und nach ihm herausgearbeitet, was es heißt, wahrhaft in Beziehung zum Anderen zu treten. 

In einer ungewohnt verdichteten Sprache formuliert Martin Buber, welche innere Haltung erst die Beziehung zwischen Ich und Du begründet. Ich, Es, Du, Beziehung, Liebe, Entwicklung, Gemeinschaft sind für ihn Schlüsselbegriffe für wirkliche Begegnung zwischen Menschen (und zwischen Mensch und Gott).

Hier einige Beispiele: 

"Das Du begegnet mir von Gnaden - durch Suchen wird es nicht gefunden. Aber dass ich zu ihm das Grundwort spreche, ist Tat meines Wesens, meine Wesenstat. Das Du begegnet mir. Aber ich trete in die unmittelbare Beziehung zu ihm. So ist die Beziehung Erwähltwerden und Erwählen, Passion und Aktion in einem ... Das Grundwort Ich-Du kann nur mit dem ganzen Wesen gesprochen werden. Die Einsammlung und Verschmelzung zum ganzen Wesen kann nie durch mich, kann nie ohne mich geschehen. Ich werde am Du, Ich werdend spreche ich Du. Alles wirkliche Leben ist Begegnung. 

Die Beziehung zum Du ist unmitttelbar. Zwischen Ich und Du steht keine Begrifflichkeit, kein Vorwissen, keine Phantasie; und das Gedächtnis selber verwandelt sich, da es aus der Einzelung in die Ganzheit stürzt. Zwischen Ich und Du steht kein Zweck, keine Gier und keine Vorwegnahme; die Sehnsucht selbst verwandelt sich, da sie aus dem Traum in die Erscheinung stürzt. Alles Mittel ist Hindernis. Nur wo alles Mittel zerfallen ist, geschieht die Begegnung. 

... Gefühle werden "gehabt"; die Liebe geschieht ... Liebe ist Verantwortung eines Ich für ein Du."

Die Wirkmächtigkeit der Enneagramm-Idee kann Menschen sehr verunsichern. Sie fordert von den Lehrenden eine Haltung, die vom Gegenüber als "Verantwortung eines Ich für ein Du" erlebt wird. Denn die Idee berührt die Menschen wie kaum eine andere in ihrem innersten Kern. Wenn wir als Lehrende Menschen in ihrer enneagrammatischen Entwicklung begleiten, kann dies nur dann entwicklungsfördernd sein, wenn wir voraussetzungslos auf Andere zugehen und uns selbst öffnen, indem wir Begegnung als ein Ereignis zwischen Ich und Du verstehen. 

Gemeinschaft "entsteht nicht dadurch, dass Leute Gefühle füreinander haben (wiewohl freilich auch nicht ohne das), sondern durch diese zwei Dinge: dass sie alle zu einer lebendigen Mitte in lebendig gegenseitiger Beziehung stehen. Das zweite entspringt aus dem ersten, ist aber noch nicht mit ihm allein gegeben. Lebendig gegenseitige Beziehung schließt Gefühle ein, aber sie stammt nicht von ihnen. Die Gemeinde baut sich aus der lebendig gegenseitigen Beziehung auf, aber der Baumeister ist die lebendig wirkende Mitte ..."

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